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Interview mit dem Tierschutzverein Erding

Der Tierschutzverein Erding kümmert sich rund um die Uhr in einer Sieben-Tage-Woche um kranke, schwache und zugelaufene Tiere. Dabei geben Sie auch Auskunft über die Tierhaltung und vermitteln aufgepäppelte Tiere. Da dieses Ehrenamt durch den Schutz der Tiere einen ganz wichtigen Standpunkt in unserer heutigen Gesellschaft einnimmt, hatten wir von ED-live.de die Möglichkeit, Frau Eibl vom Tierschutzverein Erding über das Amt zu interviewen!

Logo Tierschutzverein Erding

Tierschutzverein Erding

Frau Eibl, wie lange gibt es den Tierschutzverein Erding bereits?

Uns gibt es hier schon seit 22 Jahren.

Das ist lange! Und wie viele Ehrenamtliche arbeiten dort derzeit?

Das müssten so um die 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter sein.


Sie nehmen ja die Tiere in der Übergangszeit bis zur Vermittlung bei sich zu Hause auf. Welche Bedingungen muss man erfüllen, wenn man den Tieren eine kurzfristige Unterkunft geben möchte?

Dazu braucht man auf jeden Fall einen separaten Raum, da die Tiere meistens krank sind oder Flöhe haben, und die will man natürlich nicht im ganzen Haus verteilen. Und natürlich braucht man auch Zeit, um sich mit den Tieren zu beschäftigen. Ist man hauptberuflich den ganzen Tag eingespannt, macht es dann weniger Sinn, so viele Tiere bei sich aufpäppeln zu wollen.

Ist es denn nicht schwer, sich dann auch wieder von den Tieren zu trennen, wo man doch so viel Zeit mit ihnen verbracht hat?

Oh doch, manchmal ist das schon wirklich sehr sehr schwer. Aber es hilft natürlich nichts, ich kann ja nicht alle Tiere bei mir behalten.

Wer übernimmt denn eigentlich die anfallenden Futter- und Tierarztkosten?

Die werden vom Tierschutzverein bezahlt, die muss man natürlich nicht selbst aufbringen.

Und wodurch finanziert sich der Tierschutzverein?

Er trägt sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und die Pauschale von den Gemeinden, die jetzt 0,60€ pro Einwohner beträgt. Dadurch wird dann das Personal, Strom, Wasser, etc. gezahlt.

Was sollte man denn allgemein bei der Anschaffung eines Haustieres beachten?

Man sollte das Tier zuerst einmal in einer ruhigen Umgebung an die neue Familie und unbekannte Wohnung gewöhnen lassen. Gerade in der ersten Zeit sollte man darauf verzichten, das Tier ununterbrochen zu streicheln, weil sich der tierische Mitbewohner erst neu orientieren muss.

Überprüfen Sie denn, ob die neue Familie für das Tier geeignet ist?

Ja natürlich. Dabei achten wir besonders darauf, ob das Tier auch ins Haus darf, einen angenehmen Schlafplatz hat, ob die Haltung artgerecht ist und ob auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Tiere eingegangen werden kann.

Was zählt denn eigentlich zu den täglichen Aufgaben im Tierschutzverein?

Wir telefonieren sehr viel, weil wir nicht nur Tiere vermitteln, sondern auch Familien, die sich gerade ein neues Haustier zugelegt haben, über die Haltung beraten.

Könnten die Tiere auch wieder zurückgegeben werden?

Ja, wenn es sich nicht mit anderen Tieren verträgt oder das Verhältnis zu den Herrchen nicht stimmt, handeln wir damit ja nur im Sinne des Tieres.

Und Neuzugänge werden immer zuerst zum Tierarzt gebracht?

Genau! Dort werden sie auf Flöhe geprüft, evtl. entwurmt, geimpft oder, wenn sie schon alt genug sind, sterilisiert. Sie werden einer ganz allgemeinen Untersuchung unterzogen.

Kommt es auch mal vor, dass Tiere nicht vermittelt werden können?

Oh ja, es sind schon mehrere hängen geblieben. Aber die behält man dann meist selbst, oft haben sich die Tiere ja dann schon an einen gewöhnt.

Respekt! Gibt es denn ein Tierschicksal, an das sie sich besonders gut erinnern können?

Ja, wir haben einmal 11 Collies bekommen, die von der Züchterin sehr schlecht gehalten wurden. Bis auf ein Pärchen, Simon und Sissi, konnten wir auch alle vermitteln. Aber die zwei waren noch so verschreckt, dass sie sich nicht aus meinem Keller hervorgetraut haben und man den Raum eigentlich mit Gummistiefeln betreten musste, weil sie vor Angst nichts mehr halten konnten. Mit der Zeit ging es den beiden langsam besser und sie gewöhnten sich allmählich an ihre neue Umgebung, schließlich trauten sie sich sogar schon ins Erdgeschoss. Ich hatte schon Angst, die beiden nicht gemeinsam vermitteln zu können. Gerade weil sich der kleine Simon immer stark an Sissi orientiert hat. Doch dann war das Glück auf unserer Seite und wir haben eine ganz liebe Familie gefunden, die bereit war, beide Hunde zu übernehmen. Dann aber wurde Simon angefahren und sein Klinikaufenthalt hat die Familie knapp 2000,-€ gekostet. Diese haben sie aber vollkommen selbstständig übernehmen wollen. Der kleine Simon wurde wieder aufgepäppelt und soweit schien auch wieder alles in Ordnung, bis Simon ein Jahr später an Krebs erkrankt ist. Daran ist er dann auch gestorben. Sissi wohnt aber immer noch bei der Familie, und als diese zu der Weihnachtsfeier des Tierschutzvereins kamen, konnte sie sich wieder an mich erinnern, ist auch gleich zu mir gekommen und hat mich gänzlich „abgeschnüffelt“. Das war ein sehr schöner Moment für mich!

Solche Schicksale gehen einem natürlich sehr nah, dass stimmt. Woher haben Sie eigentlich die ganzen Hunde aus dem Ausland?

Wir hatten Kontakt zu einer Dame, die im Auslandstierschutz mitgeholfen hat.

Dann geht der Tierschutzverein also auch überregional?

Ja, wir kennen keine Landesgrenzen.

Wie viele Tiere werden jährlich ausgesetzt?

Das sind ca. 450 bis 500 Katzen und 50 bis 60 Fundhunde.

Das ist ja enorm viel! Warum glauben Sie, werden so viele Tiere abgegeben?

Das liegt vermutlich daran, dass sich viele nicht ausreichend Gedanken darüber machen, ob sie den Ansprüchen des Tieres gerecht werden können und ob es möglich ist, genügend Zeit für das Tier aufzubringen.

Gibt es denn auch eine bestimmte Jahreszeit, in der ihnen am meisten Tiere zulaufen?

Ja, das ist meistens die Herbstzeit.

Viele sind immer der Annahme, es wäre im Sommer…

Im Sommer werden sie vermutlich ausgesetzt, aber da es noch warm ist können die Tiere draußen schlafen. Im Herbst werden die Tage aber kürzer und die Nächte kälter, da wollen sie dann rein und laufen uns zu.

Welche Tiere nehmen Sie denn alles auf?

Wir haben außer Hunden und Katzen auch Hasen, Vögel und teilweise Reptilien wie z.B. Schildkröten. Andere Reptilien werden dann aber in die Zentrale nach München gegeben, weil die sich dort im Umgang mit diesen Tieren am besten auskennen.

Und was war bisher ihr exotischstes Tier?

Das war eine Vogelspinne! Die war wirklich enorm groß und saß in einem kleinen Glaskasten, den sie fast ausgefüllt hat. Die wollte noch nicht einmal ich in die Hand nehmen.

Verständlich! Sie haben ja jetzt ein neues Tierheim aufgebaut. Wie gefällt es ihnen dort?

Uns und den Tieren gefällt es ausgezeichnet! Es ist wirklich wunderschön geworden.

Kommen dann trotzdem noch Tiere in der Übergangszeit zu Ihnen nach Hause oder werden dann alle im Tierheim untergebracht?

Nein, es kommen schon noch welche zu uns. Im Heim können zwar zwischen 60 und 70 Katzen aufgenommen werden, aber es gibt immer noch mehr Neuzugänge.

Was bietet das neue Heim für die Tiere?

Wir haben beispielsweise wunderschöne Katzenzimmer! Die konnten wir mit tollen Spenden super ausstatten. Auf schönen Kratzbäumen können die Katzen einen Waldblick genießen und sie fühlen sich dort pudelwohl, wie in einem Wellnesshotel! (lacht)

Kosten die Tiere denn bei der Vermittlung auch etwas?

Ja, die Kosten belaufen sich meist so zwischen 30 und 80 Euro. Das kommt ganz darauf an, welche tierärztlichen Maßnahmen bei dem Tier vorgenommen wurden.

An welche Kontaktdaten kann man sich bei Ihnen wenden?

Unsere Homepage findet man unter www.tierschutzverein-erding.de und wir sind unter der Telefonnummer 08122 / 95 97 500 erreichbar. Geöffnet haben wir von Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen ihnen noch eine schöne Weihnachtszeit und weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Ehrenamt!

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