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Start ins Berufsleben in Zeiten von Corona

Quelle: Agentur für Arbeit Freising
13.11.2020

Landkreis Erding

Agentur für Arbeit, Kreishandwerksmeister, IHK und Berufsschule ziehen Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt im Landkreis Erding

Agentur für Arbeit, Kreishandwerksmeister, IHK und Berufsschule ziehen Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt im Landkreis Erding.

Der Anfang ist gemacht: Mit Beginn des Herbstes starteten zahlreiche Erdinger Jugendliche in ihr Berufsleben als Azubi in einem Betrieb der Region. Turbulente Monate liegen hinter ihnen, wie auch hinter sämtlichen anderen Akteuren* auf dem Ausbildungsmarkt, denn in diesem Jahr war vieles anders: Aufgrund der Corona-Pandemie mussten Abschlussprüfungen verschoben werden, die Berufsberater der Agentur für Arbeit verlegten ihre Beratungsgespräche zeitweise ins Virtuelle statt an den Schulen vor Ort zu sein, Berufsinformationsmessen wurden abgesagt. Bewerbungsverfahren verzögerten sich, die Betriebe kämpften an vielen Fronten und mussten teilweise neue Wege finden, um Einstellungsgespräche zu führen, um Jugendliche für eine Ausbildung in ihrem Betrieb zu gewinnen.

„Doch trotz aller Unsicherheiten und Veränderungen blieb auch einiges beim Alten“, berichtet Nikolaus Windisch, Chef der Agentur für Arbeit Freising/Erding. „Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe im Landkreis war in den letzten Monaten insgesamt weiterhin hoch. Die Zahl der Ausbildungsstellen, die im Berufsberatungsjahr 2019/2020 bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden, ist im Vergleich zum Vorjahr nur leicht rückläufig. Und auch auf Seiten der Jugendlichen ist Positives zu vermelden: Wie schon in den vergangenen Jahren konnten fast alle Jugendlichen auf Ausbildungssuche, die sich bei uns zur Berufsberatung anmeldeten, zum Ausbildungsbeginn in eine berufliche oder schulische Ausbildung starten. Einen „Corona-Jahrgang“ sehen wir hier glücklicherweise nicht.“

Konkret: Die Erdinger Betriebe meldeten der Agentur für Arbeit im Berufsberatungsjahr 2019/2020 insgesamt 652 zu besetzende Ausbildungsstellen, 96 Stellen weniger als im Jahr zuvor. Zum Ausbildungsstart im September 2020 waren davon noch 121 Ausbildungsstellen unbesetzt, 57 Stellen mehr als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 567 junge Frauen und Männer zur Ausbildungssuche bei der Berufsberatung an, 49 Jugendliche weniger als im Vorjahr.

Davon waren zum Ausbildungsbeginn noch 10 junge Leute „unversorgt“, hatten also noch keine berufliche oder schulische Perspektive. „Jugendliche, die bisher keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden haben, sollten sich aber nicht entmutigen lassen. Viele Unternehmen stellen Azubis auch noch nach dem regulären Ausbildungsstart ein. Unsere Berufsberater helfen hier gerne weiter, sie informieren auch über Überbrückungsmöglichkeiten und unterstützen, wenn es während einer Ausbildung Schwierigkeiten gibt,“ erläutert Harald Brandmaier, Leiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Freising/Erding.

Zum Ausbildungsbeginn waren bei der Agentur für Arbeit Erding noch offene Ausbildungsstellen in unterschiedlichen Bereichen gemeldet. Gesucht wurden unter anderem angehende Lagerlogistikfachkräfte, Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Fleischerei- und Bäckereifachverkäufer und Zahnmedizinische Fachangestellte.

Das Handwerk

Einige regionale Handwerksbetriebe würden sich ebenfalls noch über weitere Azubis sehr freuen. Insgesamt wurden im Handwerk im Landkreis Erding seit Jahresbeginn 286 Lehrverträge abgeschlossen, 26 Verträge weniger als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. „In den letzten Jahren schienen sich die Neuzugänge an Auszubildenden im Handwerk im Landkreis auf einem niedrigen, aber erträglichen Niveau zu verstetigen,“ erläutert Rudolf Waxenberger, Kreishandwerksmeister im Landkreis Erding. „In diesem Ausbildungsjahr müssen wir aber mit einem Minus von 8 Prozent rechnen.“ Dieses Ergebnis würde weder der Attraktivität, noch dem gesellschaftlichen Stellenwert, der Wirtschaftskraft oder der Ausbildungsleistung des Handwerks gerecht. „Ein immer größerer Teil der Jugendlichen entscheidet sich – getrieben von ihren Eltern und dem sozialen Umfeld – für einen akademischen Berufsweg. Das wird dem Wert des Handwerks nicht gerecht,“ so Waxenberger weiter. Und auch die Ausbildung von Jugendlichen mit Fluchthintergrund könne diese Situation nicht entschärfen. Von derzeit 793 Auszubildenden im Handwerk im Landkreis Erding sind 30 junge Flüchtlinge. Von der Corona-Pandemie waren die Handwerksbetriebe in den letzten Monaten unterschiedlich betroffen, teilweise mussten Auftragseinbußen hingenommen werden.

Auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hatte dies aber wenig Einfluss. Diese sei insgesamt weiterhin hoch, beobachtet Waxenberger. Ein Blick auf die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Berufen zeigt folgendes Bild: Während die Zahl der Lehrverträge beispielsweise bei den Bäckern und Feinwerkmechanikern abnahm, konnten Elektroniker, Maler/Lackierer und Maurer deutliche Zuwächse verzeichnen.

Die Industrie- und Handelskammer

Insgesamt leicht rückläufig ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Bereich der Industrie- und Handelskammer. Die IHK freut sich zum Ausbildungsbeginn 2020 über 236 neue Auszubildende in ihren Betrieben im Landkreis Erding, allerdings sind das 6,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Hubert Schöffmann, Bildungspolitischer Sprecher des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK e.V.) sagt dazu: „Corona hat den bayerischen Ausbildungsmarkt nicht verschont und führt im Ergebnis neben anderen Faktoren zu sinkenden Neueintragungszahlen im IHK-Bereich. Festzuhalten aber ist: Der Ausbildungsmarkt zeigt sich im Herbst 2020 trotzdem als robust und aufnahmefähig. Die Unter-nehmen in Industrie, Handel und Dienstleistungssektor setzen zur Fachkräftesicherung weiterhin auf die betriebliche Ausbildung. Die Herausforderung, der auch wir uns in Zukunft da-her verstärkt stellen müssen, liegt somit vielmehr auf der Stabilisierung und dem Ausbau auf der Nachfrageseite.“

Die Staatliche Berufsschule Erding

Über die wichtige „Nachfrageseite“, die Jugendlichen, kann die Staatliche Berufsschule Er-ding berichten. 2.112 junge Frauen und Männer werden dort seit Beginn des Schuljahres 2020/2021 in 101 Klassen unterrichtet. Die Schülerzahlen sind damit insgesamt nur leicht rückläufig. „Sinkende Schülerzahlen beobachten wir derzeit bei den Friseuren, den Fluggerätemechanikern, den Kfz-Mechatronikern und in den Gastronomieberufen inklusive Köchen. Zuwächse haben wir dagegen bei den Büromanagementkaufleuten, bei den Tischlern und im Baubereich zu verzeichnen,“ erläutert Dieter Link, Leiter der Berufsschule Erding. 48 Jugendliche ohne Ausbildungsberuf werden im Schuljahr 2020/2021 an der Berufsschule in schulischen Vollzeitangeboten unterrichtet. 75 Schüler haben einen Fluchthintergrund und besuchen eine Berufsintegrationsklasse.

Fazit und Ausblick

„Heute und in Zukunft gilt: Eine abgeschlossene Ausbildung ist für junge Menschen der Grundstein für ein erfolgreiches Berufsleben. Für Betriebe ist der eigene qualifizierte Nach-wuchs eine wichtige Voraussetzung für den Fortbestand des Unternehmens. Auch in schwierigen Zeiten wie diesen ist es deshalb unerlässlich, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren. Die Bilanz für das Berufsberatungsjahr 2019/2020 fällt angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen insgesamt positiv aus,“ fasst Nikolaus Windisch zusammen. Vor dem Hintergrund aktuell wieder steigender Corona-Infektionszahlen ist eine Prognose für die weiteren Entwicklungen am Ausbildungsmarkt allerdings sehr schwierig bis unmöglich. Auch in diesem Punkt sind sich die Vertreter der Arbeitsagentur, des Handwerks, der IHK und der Berufsschule einig.

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