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Starkregenereignisse und Überschwemmungen: Wasseraustriebspolitik wird zum Bumerang

Quelle: Bund Naturschutz, Ortsgruppe Erding
22.07.2021

Landkreis Erding

Der BUND Naturschutz Kreisgruppe Erding fordert angesichts der dramatischen Starkregenereignisse der letzten Wochen ein Umdenken beim Hochwasserschutz. Speicherung des Wassers in der Fläche ist der wirksamste Schutz.

Der BUND Naturschutz Kreisgruppe Erding fordert angesichts der dramatischen Starkregenereignisse der letzten Wochen ein Umdenken beim Hochwasserschutz. Speicherung des Wassers in der Fläche ist der wirksamste Schutz.

„In den letzten 100 Jahren wurden insbesondere durch eine Politik der so genannten Wasseraustreibung Flüsse und Bäche begradigt, Auen durch Deiche zurückgedrängt, Moore und Feuchtgebiete entwässert und Böden in der Landwirtschaft immer weiter verdichtet.

Diese Politik rächt sich jetzt“, erklärt die Kreisvorsitzende Gabi Betzmeir. „Was wir stattdessen brauchen ist eine Wasserspeicherung in der Fläche, also im Boden und in der Landschaft. Dies dient nicht nur der Grundwasserneubildung, sondern ist auch der wirksamste Schutz gegen Hochwasser und ebenso gegen Dürre. Nicht zuletzt brauchen wir natürlich einen wirk-samen Klimaschutz, um die Extremwetterereignisse zu bremsen.“

Die Wasserexpertin Rita Rott betont: „Verschiedene Faktoren haben in den letzten Jahren zu einer gefährlichen Gemengelage geführt. Durch Flurbereinigung, Entwässerung von Böden und Begradigungen sowie Kanalisierung der vielen kleinen Gewässer zu Wasser-Autobahnen wird Wasser kaum noch in der Fläche zurückgehalten. Starkregenereignisse zeigen diese Fehler immer öfter schonungslos auf. Auch die zunehmende Versiegelung beschleunigt und erhöht den Wasserabfluss. Wir bekommen nun immer wieder die Quittung für viel zu schwachen Klimaschutz und die Wasseraustreibungspolitik der vergangenen Jahrzehnte.“

Gerade im Erdinger Moos wird es im letzten Jahrzehnt immer deutlicher, dass aus dem scheinbaren Wasserüberfluss im Moos, der wegdrainiert wurde, inzwischen ein Wassermangel geworden ist. „Unser Naturschutzgebiet Gfällach bei Moosinning leidet massiv und in der gesamten Umgebung wird definitiv durch die Austrocknung CO2 in erheblichen Mengen freigesetzt“, klagt die Kreisvorsitzende. „Deshalb planen wir derzeit auch ein größeres Projekt zur Wiedervernässung“, ergänzt Rita Rott

Ein weiteres Problem sind die zunehmend verdichteten Böden in der Landwirtschaft. Anstatt in den Boden zu versickern, fließt Wasser schnell ab – es kommt zu regelrechten Schlammlawinen. Vor allem Maisflächen sind hier gefährdet.

„Kommt ein Wolkenbruch, wird der Boden der Maisanbauflächen einfach weggeschwemmt. Das sind die braun-gelben Fluten, die man in den Bächen und Flüssen sieht“, erklärt Rott. „Gerade in Hanglagen führt jeder Starkregen zu massiven Abschwemmungen aus den Maisflächen, mit der Folge eines klebrigen und schwer entfernbaren Schlammes auf Wegen, Straßen und in den Häusern. Der Maisanbau hat sich von 1965 bis 2010 in Bayern verzehnfacht und im Landkreis Erding verlief diese Entwicklung entsprechend.

Um Hochwasserereignissen vorzubeugen fordert der BUND Naturschutz:
  • Die Drainage und die Ausleitung von Wassers au der Fläche muss gestoppt und rückgängig gemacht werden.
  • Moore sind als Wasserspeicher zu schützen und zu renaturieren. Dies hat hohe Synergieeffekte mit dem Klimaschutz.
  • Die Flächenversiegelung durch den Bau von Straßen, Gewebe- und Wohngebiete muss deutlich reduziert werden. Straßenneuplanungen müssen nach Corona noch einmal gründlich überprüft werden.
  • Fließgewässer müssen durchgehend renaturiert werden. Wir brauchen mehr Überschwemmungsräume – Breitwasser statt Hochwasser. Das Hochwasserschutzkonzept für Erding muss in diesem Sinne neu berechnet werden.
  • Die Landwirtschaft muss wieder MIT dem Boden arbeiten und den Humusanteil und das Bodenleben erhöhen. Schwere Maschinen, Kunstdünger und Spritzmittel haben zu einer Bodenverdichtung und Verarmung der Bodenlebewesen geführt. Das Porenvolumen ist stark zurückgegangen mit der Konsequenz, dass gerade Starkniederschläge oberflächig abfließen und den Boden zum Teil bis in die Wohngebiete spülen und zudem die Gewässer mit dem Bodeneintrag belasten. Wo falsche Landbewirtschaftung, speziell der Maisanbau, zu Schäden führt, ist die Bewirtschaftung anzupassen und sind die Kosten für Schadensbeseitigung von den Verursachern zu tragen.
  • Waldflächen müssen als Wasserrückhaltegebiete erhalten werden.
  • Flächen müssen entsiegelt und nicht noch weiter versiegelt werden.

Foto:
Der Biber ist mit seinen Dämmen und Verbauungen ein hervorragender Helfer bei der Renaturierung von Gewässern. Das ist biologischer Hochwasserschutz fast zum Nulltarif, wenn der Raum dafür vorhanden ist. Anliegende Landwirte müssen selbstver-ständlich entschädigt werden.

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