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Museumsgeburtstag: 5 Jahre Museum Franz Xaver Stahl

Quelle: Heike Kronseder
09.09.2019

Erding

Nach dem Tod von Margarete Stahl, Ehefrau des berühmten Tiermalers Franz Xaver Stahl (1901-1977), erbte die Stadt Erding 2014 das Wohn- und Atelierhaus des Tiermalers in der in Erding und auch dessen künstlerischen wie privaten Nachlass.

Nach dem Tod von Margarete Stahl, Ehefrau des berühmten Tiermalers Franz Xaver Stahl (1901-1977), erbte die Stadt Erding 2014 das Wohn- und Atelierhaus des Tiermalers in der Landshuter Straße 31 in Erding und auch dessen künstlerischen wie privaten Nachlass.

Der Wunsch Franz Xaver Stahls war es, dass sein aus dem Jahre 1840 stammendes Haus weiterhin als Herberge für den großen künstlerischen Nachlass aus Grafik, Skizzen, Gemälden und Dokumenten dienen sollte und alles der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Im Juni 2014 nahm die promovierte Kunsthistorikerin Dr. Heike Kronseder M.A. ihre Arbeit als Museumsleiterin im Stahl-Haus auf.

Zunächst galt es, das bis 2011 bewohnte Haus zu sortieren. Allein 1400 Briefe aus der Zeit von 1899 bis 2010 galt es zu ordnen. "Briefe sind herrliche Zeitdokumente, aus denen für die Forschung unheimlich viel herauszulesen ist", so Heike Kronseder. In den Schubläden, Kisten, Kartons, zwischen Buchseiten und in Geheimfächern der historischen Möbel fanden sich kleine Zeichnungen, Notizen, Aufzeichnungen und Fotografien. Jeder Winkel des Hauses wurde auf "Sammlungsrelevanz" hin beleuchtet. "Die Familie Stahl und auch schon die Eltern von Franz Xaver Stahl, haben wenig weggeworfen; das ist ein fantastischer Umstand für ein Museum, weil viele historische Objekte zur unmittelbaren Zeit- und Bürgergeschichte vorhanden sind", freut sich die Museumsleiterin. "Es ist tief berührend und bewegt einen sehr den Nachlass von Menschen zu sichten, denn man taucht tief in deren Lebensgeschichte ein", betont Heike Kronseder.

Ein glücklicher Umstand ist, dass Kronseder mit Margarete Stahl gut bekannt war, Ausstelllungen mit ihr organisiert hat und in vielen hundert Gesprächsstunden Wissenswertes erfahren konnte. Das Stahl-Haus ist ein ganz besonderer Schatz. Die einst privaten Räume mit Biedermeier-Möbeln aus der Erbauungszeit sind bis heute unverändert. Man spürt wie die Menschen in den Zimmern gelebt haben. Das Atelier Franz Xaver Stahls ist ebenfalls seit seinem Todestag so belassen, wie er es hinterlassen hatte: Im Aschenbecher liegt noch der Zigarrenstummel vom 16. November 1977, die Pinsel liegen neben dem unvollendet gebliebenen Gemälde, die Farbtuben sind auf dem Tisch neben weiteren Malutensilien und an der Atelierwand hängen Stahls Lieblingsbilder.

Seit Öffnung des Hauses im September 2014 finden im Erdgeschoß Sonderausstellungen statt. "Dort wird das gezeigt, was noch im Depot schlummert, aber auch Exponate anderer Künstler, die in irgendeiner Beziehung zu Franz Xaver Stahl standen, werden ausgestellt ", so Kronseder. Außerdem muss ein Museum ein lebendiger Ort sein, der immer wieder neue Facetten zeigt, ein Ort in dem sich etwas bewegt und verändert, der Menschen mit den unterschiedlichsten kunsthistorischen Interessen anzieht. So waren mittlerweile zwei Hiasl Maier-Erding-Ausstellungen zu sehen. Die beiden Erdinger Kunstmaler kannten sich.

Ausgestellt war auch die Kunst des Martin Ritter, Emil Vinzent, Wilfried Lang. Großen Spaß machte auch die Ausstellung "Eseleien", denn an der Kunstakademie München gab es um 1920 einen Modell-Esel, der von allen dort Studierenden gemalt und gezeichnet wurde. Die vielen Eseldarstellungen Stahls kamen für einige Monate aus dem Depot. Viel Beachtung fand die Ausstellung "Lebensspuren", denn nicht nur die Person Franz Xaver Stahls soll im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Lebensumstände von Menschen, von Künstlern, die zwei Weltkriege durchstehen mussten, die die Zeit zwischen den Kriegen erlebten, die das Dritte Reiche durchmachen mussten und auch die Zeit des Wirtschaftsaufschwungs miterlebten.

Dokumente, Briefe, Zeitzeugenberichte geben dazu Auskunft. Besinnliche Stunden kann man im Museum Franz Xaver Stahl immer in der Adventszeit erleben. Bastelstunden im vorweihnachtlich geschmückten Haus, ein mit historischem Schmuck dekorierter Christbaum und kleine Salonausstellungen im Obergeschoß werden seit 2014 angeboten. "Was ich nicht dachte, mich aber außerordentlich freut, ist die Tatsache, dass so viele Kinder, Schulklassen und Kindergartengruppen das Museum besuchen", berichtet Heike Kronseder. Die Kleinsten sind begeistert von den Tierbildern und lassen sich allerhand Geschichten dazu einfallen.

Die größeren Kinder bestaunen das Leben von Früher, die einfache und schöne Kindheit eines Franzl Stahl und treten gerne die Zeitreise an; die höheren Klassen interessieren sich für Kunst- und Kulturpolitik, fragen kritisch nach und lassen sich auf Kunstdiskussionen ein. Allen Kindern und Jugendlichen gefällt aber das Malen an Staffeleien im Künstlergarten. "Wenn es Kindern bei den ersten Museumsbesuchen ihres Lebens gefällt, ist die Chance groß, dass sie auch als Erwachsene in Ausstellungen gehen und sich für die Historie interessieren", meint Museumsleiterin Heike Kronseder, "dann haben wir Museumsleute schon eins unserer Ziele erreicht".

Für Kinder gibt es viele eigene Veranstaltungen: "Nachmittag der weißen Handschuhe", da dürfen die Kinder auch einmal etwas betasten und in die Hand nehmen; oder Kreativ-Angebote wo gebastelt, gezeichnet und gemalt wird - meist unter der Leitung von Fachkräften; es gibt auch Führungen von Kindern für Kinder und Führungsangebote speziell für Kinder und Jugendliche; für die Kleinen wird in unregelmäßigen Abständen die Führung "Was macht denn der Hund im Museum" angeboten, bei der das brave Labradormädchen Lili die Kindergruppe begleitet. Erfahrungsort, Lernort, Veranstaltungsort und Wohlfühlort soll das Museum Franz Xaver Stahl sein und jeder soll für sich Interessantes, Schönes, Spannendes entdecken.

Der Museumsgeburtstag wird am Sonntag Nachmittag unter dem Motto "Kunst und Kuchen" gefeiert: Das Museum Franz Xaver Stahl in der Landshuter Straße 31 ist am 15. September 2019 von 14 Uhr bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Zu sehen ist die Sonderausstellung "Johann Georg Schlech (1899-1952)" sowie die Dauerausstellung mit Gemälden Franz Xaver Stahls. Außerdem die einst privaten Räume des Tiermalers sowie sein immer noch unverändertes Atelier. Kurze Führungen finden im privaten Luftschutzkeller der Familie Stahl (aus dem frühen 1940er Jahren) statt und bei schönem Wetter kann man im Künstlergarten flanieren. Im Garten werden Kuchen und Erfrischungen serviert.

Nach Voranmeldung kann man Führungen an allen Tagen der Woche buchen.

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