Region Erding
Erding
19 °C
Klarer Himmel
Wetter
search Suche
menu Menü
arrow_back zur Nachrichten-Übersicht

Interview zum 50-jährigen Bestehen der Kreismusikschule Erding mit Leiter Peter Hackel

Quelle: Redaktion
15.10.2021

Erding

Peter Hackel ist seit Anfang 2021 neuer Leiter der Kreismusikschule Erding und Nachfolger von Bernd Scheumaier. Zum 50. Jahrestag hat er sich etwas ganz Besonderes überlegt um das Jubiläum gebührend zu feiern.

Peter Hackel ist seit Anfang 2021 neuer Leiter der Kreismusikschule Erding und Nachfolger von Bernd Scheumaier. Zum 50. Jahrestag hat er sich etwas ganz Besonderes überlegt, um das Jubiläum gebührend zu feiern. Aber erstmal von Anfang an:


ED-live.de: Seit wann arbeiten Sie für die KMS Erding?

Peter Hackel: Ich bin seit 1991 bei der KMS. Vorher habe ich mit meiner Frau in Wien gelebt und studierten dort zusammen Musik.

Spielen Sie auch selber Instrumente?

Ja, ich bin klassischer Gitarrist und habe die klassische Gitarre studiert. Zuerst arbeitete ich als Musikschullehrer und habe dann noch diverse Konzertexamen abgelegt.

Geben Sie neben Ihrer Leitungsposition noch selber Unterricht?

Ich habe noch ein kleines Deputat an Schülern. Nach einem langen Tag in der Verwaltung macht es mir Freude mit Kindern noch ein bis zwei Stunden zu arbeiten. Das ist wie eine Belohnung und zu unterrichten ist unter anderem eine Leidenschaft von mir.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Als ich bei den Ministranten war, hat unser Pfarrer ab und zu Gitarre gespielt. Zum Beispiel hat er bei Gottesdiensten Lieder begleitet und da habe ich zum ersten Mal gedacht, das möchte ich auch lernen. Kurz darauf waren wir im Zeltlager und dort gab es Gitarren. Zusammen mit den anderen Ministranten habe ich ein bisschen das Spielen gelernt. Daraufhin habe ich daheim in der Musikschule angefangen Unterricht zu nehmen.

Wie sind Sie an die Musikschule in Erding gekommen?

Als klassischer Gitarrist kann man in keinem Orchester spielen. Die meisten Musikstudenten spielen Querflöte oder Violine. Als Gitarrenspieler liegt der Fokus darauf davon zu leben und Unterricht geben kommt da sehr gelegen. Wie schon vorher erwähnt ist Musik lehren neben Musik selber machen eine Leidenschaft von mir.

Wann ist die Musikschule eigentliche gegründet worden und mit welchen Hintergründen?

Die Kreismusikschule ist vor 50 Jahren, also 1971, gegründet worden. Im Landkreis Erding gab es damals ein paar private Musiklehrer und da kam die Idee auf, dass man im ganzen Landkreis Musik instrumental oder als Gesangsunterricht anbieten könnte. Unser Gründungsschulleiter Reinhard Löchle schaffte das auch. Mit verschiedenen anderen Politikern hat er die politischen Grundlagen gelegt und dadurch ist zuerst eine Musikschule in Erding geplant worden. Relativ bald hatte sich die KMS schon auf den gesamten Landkreis ausgedehnt. So etwas gibt es übrigens nicht so oft in Bayern. Es gibt circa 219 öffentliche Sing- und Musikschulen, aber nur wenige Kreismusikschulen. Wir in Erding haben wirklich fast im gesamten Landkreis expandiert und geben dort aktiv Unterricht.

Gibt es besondere Ereignisse in den letzten 50 Jahren, die die KMS geprägt haben?

Es ist so: Unsere Musikschule ist in den 80er, 90er Jahren sehr schnell gewachsen und zu dem Zeitpunkt wurden auch die Konzertreihen etabliert, sowie die Schlusskonzerte im ganzen Landkreis, der Opertag der Musik, den wir jedes Jahr feiern. Durch die verschiedenen musikalischen Veranstaltungen entstanden sehr viele Partnerschaften der KMS, unter anderem auch regelmäßige Rundfunkaufnahmen und Volksmusikarbeit. Auch der Kreismusikvolkstag wurde in den 80er Jahren gegründet. Danach kommt im Grunde eine Zäsur und wir bekamen ein eigenes Gebäude in der Freisinger Straße, in das wir 1995 eingezogen. Dort haben wir mit Konzertsaal, Probensaal, Tonstudio, Bibliothek und vielen Unterrichtsräumen eine wunderbare Basis bilden können. Wir haben immer sehr viele Veranstaltungen geplant und sind auch sehr affin mit dem Musikschulverband.

Wo gibt es Zweigstellen der KMS Erding?

Wir haben einige große Außenstellen zum Beispiel in Dorfen, Taufkirchen und Wartenberg. Dort können relativ viele Instrumente gelernt werden, während in Erding alle unterrichtet werden. In den kleineren Außenstellen wird hauptsächlich Klavier und Gitarre angeboten. Wir sind in Dorfen zum Beispiel an der Grundschule am Mühlanger, Grundschule Dorfen Nord und im Kinder- und Jugendhaus tätig. Es ist alles sehr dezentral, das erspart vielen Schülern lange Fahrwege und sie können direkt in ihrem Heimatort unterrichtet werden. Wirklich von Nord bis Süd von West bis Ost sind wir vertreten.

Welche Altersgruppen sind vertreten?

Mit dem Babymusikgarten geht es los. Das Angebot gibt es für das Alter von 6 – 12 Monaten. Die Babys kommen natürlich nicht alleine, sondern mit den Eltern. Sie können die Musik schon unterbewusst aufsaugen. In den letzten Monaten war es coronabedingt da relativ schwierig, wir sind jetzt wieder gestartet. Natürlich fangen nicht alle so früh an. Die meisten Schüler starten bei uns mit der musikalischen Früherziehung mit 4 Jahren. Das ist eine Vorbereitung auf den späteren Gesangs- und Instrumentenunterricht. Der Unterricht ist relativ spielerisch gestaltet. Durch Mitsingen, bewegen und Musik hören können die Kinder verschiedene Instrumente entdecken.

Danach beginnt der eigentliche Musikunterricht. Schüler lernen ein Instrument oder nehmen Gesangsstunden. Das fängt im Grundschulalter an und ist gleichzeitig die meist vertretene Altersgruppe. Die Kinder bleiben zumeist über die Schulzeit hinaus Schüler in der Musikschule. Wir haben auch viele Ensembles in die sie sich später etablieren können. Über 50 Spielkreise gibt es im ganzen Landkreis: Akkordeonorchester und Symphonieorchester, um nur die Großen zu nennen. Ehemalige Schüler und Schülerinnen von uns, die vor 40 – 50 Jahren in der Musikschule Unterricht hatten, spielen teilweise noch heute in einem Ensemble.

Gibt es auch Angebote für Senioren?

Ja, wir bieten zum Beispiel Veeh-Harfe an. Das ist ein Instrument unter dessen Saiten eine Grafik gelegt wird, um relativ schnell Melodien spielen zu können. Das ist für den späten Einstieg gut geeignet und der Kurs erfreut sich großer Beliebtheit.

Was hat sich durch Corona geändert?

Corona hat uns wie ein Blitz getroffen, so wie alle andere auch. Wir haben relativ schnell gelernt, die Schüler online zu betreuen. Das heißt, wir haben es schon in den ersten Wochen geschafft, dass viele Lehrer „Distanzersatzunterricht“ mit den Schülern absolvierten. Das entspricht nicht wirklich dem normalen Musikunterricht, denn Musik muss im Raum gehört werden. Onlinearbeit funktioniert, aber es war vor allem schwierig für die Ensembles, denn die konnten nicht mit 50 – 60 Leuten proben. Instrumental- und Gesangsunterricht haben wir relativ gut online als Notlösung in diesen Phasen ersetzen können. Manche Räume wurden mit Lan ausgestattet, damit Lehrer, wenn es gar nicht mehr anders geht eine Distanzersatzstunde abhalten können. Jedoch kann dieser nicht mit Präsenzunterricht verglichen werden. Jetzt sind wir froh, seit nach den Pfingstferien wieder im Vollbetrieb arbeiten zu können.

Durch Corona gab es auch mehr Kontakt mit den Eltern. Man konnte sich kennenlernen und erfahren, wie die Schüler daheim üben. Das waren sehr interessante Einblicke und Gespräche. Ich glaube, dass ist das Wichtigste in den nächsten Jahren, die Erziehungsberechtigten mit ins Boot zu holen.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehen hat die KMS ein komplettes Konzert organisiert. Wie konnten Sie das bewerkstelligen, trotz Corona?

Mir kam die Idee zu „Mozart und die Zauberkugel“ vor ungefähr 2 Jahren, als ich sehr viel Cello gehört habe. Damals meinte ein Cellist, dass er Mozart gerne fragen würde, wieso er nichts für das Cello schrieb. Ich habe mir gedacht, daraus können wir eine Geschichte machen. Für diese wurde eine Videoproduktion im ganzen Landkreis mit unserer Zauberin Marlene, sie ist eine Schülerin von uns, gestartet. Wir haben versucht, an verschiedenen magischen Orten bei uns im Landkreis mit Mozart in Kontakt zu treten, beispielsweise in Taufkirchen, Dorfen, Wartenberg, Erding und natürlich in Buch am Buchrain, wo die Urgroßmutter Mozarts geboren wurde. Und wir haben es natürlich geschafft, um so viel schonmal zu verraten. Eben diese kleinen Videos werden während den Programmpunkten im Konzert eingespielt.

Das heißt die Idee ist vor relativ langer Zeit, schon vor Corona, entstanden. Es war so, dass wir schon im letzten Jahr in die Vorbereitung gegangen sind und überlegt haben welche Stücke gespielt werden sollen. Die Planung sieht vor, dass 5 Stücke von Mozart und 5 eigene, wovon 4 aus unseren Reihen selber geschrieben worden sind, präsentiert werden. Unter anderem wird auch ein Boogie von Peter Heger gespielt. Zum Abschluss gibt es dann noch eine Überraschung mit der KMS Band. Mehr darf ich noch nicht verraten.

Insgesamt 10 Programmpunkte: 5 Stücke von Mozart und 5 Stücke als Hommage an den Künstler. Zwischen den Stücken geht der Vorhang immer zu und auf den Leinwänden links und rechts wird die Geschichte „Mozart und die Zauberkugel“ erzählt.
Was ein bisschen tricky war: Wir dachten, wir dürfen größere Ensembles präsentieren. Dann im April, noch mitten in der Coronakrise, beschlossen wir, dass maximal 6 Spieler mitspielen dürfen. Es war schwierig, aber wir haben es geschafft. Es wird auch einen Livestream auf unserer Website geben.

Nehmen Sie selber einen Part in dem Konzert ein?

Ich habe ein Stück geschrieben. Es heißt „Mozart at the beach“ und ist ein Stück für 5 Gitarristen und Gitarristinnen. Schüler und Schülerinnen von mir werden es bei dem Konzert spielen.

Was stellen Sie sich für die Zukunft der KMS vor?

Prinzipiell stehen wir für Freude an der Musik im ganzen Landkreis. Wir wollen in der Zukunft den Unterricht noch dezentraler gestalten als in den letzten Jahren. Ich finde es wichtig in den Gemeinden mehr zu machen und die Zusammenarbeit mit Schulen zu intensivieren. Wir haben viele AGs an Schulen: Gitarren-AGs, Cachon-AGs oder elementare Musikklassen. In der Schule erreichen wir alle Kinder und im Grunde wollen wir denen, die musizieren wollen, ein Angebot unterbreiten mitzumachen. Und natürlich so viele Veranstaltungen wie möglich präsentieren, um Menschen durchs Zuhören eine Freude zu bereiten, besonders auch Familien.

keyboard_arrow_up