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Aufkirchner Gespräche: Montessori für Senioren - wie kann das funktionieren?

Quelle: Montessori-Verein Erding e.V.
30.06.2019

Oberding

Zu dieser Frage lud der Montessori Verein Erding e.V. am 23. Mai im Rahmen der Aufkirchner Gespräche ein.

Montessori für Senioren - wie kann das funktionieren? Zu dieser Frage lud der Montessori Verein Erding e.V. am 23. Mai im Rahmen der Aufkirchner Gespräche ein.

Die Pädagogik von Maria Montessori in der Arbeit mit alten und an Demenz erkrankten Menschen einzusetzen, ist weitestgehend noch immer ein Novum, obwohl die Referentin Bianca Mattern bereits seit 20 Jahren erfolgreich mit dem Montessori-Prinzip in der Altenpflege und -betreuung arbeitet.

Sehr herzlich wurde die sympathische Passauerin von Karin Fengler-Mensah, Geschäftsführerin des Montessori-Vereins, begrüßt. „Im Sinne einer konsequenten Weiterentwicklung sind wir sehr interessiert, die Montessori-Idee ausgehend vom Kind auf weitere Lebensbereiche auszudehnen. Vorstellbar ist es durchaus, dass sich unser Montessori-Verein, der bereits ein Kinderhaus mit Krippe und Kindergarten und eine Schule betreibt, auch der Realisierung eines Mehrgenerationenprojektes zuwendet“, sagte Fengler-Mensah.

Bianca Mattern, ausgebildete Montessoripädagogin und –therapeutin und Gründerin von „Montessori für Senioren / Nonna Anna“, ist eine echte Macherin, die in ihrem praxisnahen Vortrag den rund 50 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern ihre Vision eines gelungenen Betreuungskonzeptes für hochaltrige Menschen vorstellte. Matterns feste Überzeugung, dass sich die Montessori-Prinzipien problemlos auch auf die Geriatrie übertragen lassen, ist dabei deutlich spürbar.

Nach Mattern geht die Tendenz in Pflege und Betreuung ganz klar weg von den großen Einrichtungen hin zu mehr Individualität, z.B. beim Wohnen in Pflegeeinrichtungen, und zur Förderung der Selbsttätigkeit. „Größtmögliche Selbständigkeit bei größtmöglicher Unabhängigkeit“, so lautet ihre Devise.

Nach dem Konzept von Nonna Anna, das im Raum Passau bereits sehr erfolgreich ist und auch in Österreich erste Wurzeln schlägt, liegt das Geheimnis erfolgreicher therapeutischer Betreuung - insbesondere von demenzkranken Menschen - oft einfach nur darin, Zeit zu haben und dem Menschen zuzuhören. Hilfreich für eine erfolgreiche Förderung dementiell Erkrankter ist eine Orientierung an der Persönlichkeit und der Biografie des zu betreuenden Menschen. Matterns großes Anliegen ist es, die Alltagskompetenz von dementiell erkrankten Menschen so lange wie möglich zu erhalten und die Senioren dabei zu unterstützen, vergessene Handlungsabläufe wieder neu zu erlernen oder ihnen gewisse Tätigkeiten durch adaptiertes Montessori-Material zu erleichtern.

Immer mehr Pflegeeinrichtungen und Betreuungsdienste lassen sich inzwischen nach dem Konzept von „Montessori für Senioren / Nonna Anna“ zertifizieren und ihre Mitarbeiter entsprechend fortbilden.

Aber nicht nur die Betreuung zu Hause oder in Einrichtungen stellte Bianca Mattern in ihrem Vortrag vor. Sie zeigte auch Möglichkeiten auf, wie sich Senioren und Kinder bzw. Jugendliche in generationenübergreifenden Projekten unter montessorischen Gesichtspunkten, etwa im Rahmen des Erdkinderplans, begegnen können. Dies kann bei der Arbeit in der Landwirtschaft sein oder bei der tiergestützten Therapie. Mattern initiierte selbst Angebote in einer Seniorenresidenz, wo Senioren und Jugendliche gemeinsam ein Poesiealbum erstellten oder ein Projekt mit interaktiven Spielkonsolen durchführten, bei dem die Senioren von den Jugendlichen lernen – und dies mit großer Begeisterung. Auch von Mehrgenerationen-Wohnprojekten berichtete sie und wies darauf hin, dass es in einem solchen Projekt wichtig sei, auf die speziellen Bedürfnisse des Einzelnen Rücksicht zu nehmen. So empfahl sie, auf einen öffentlichen Bereich, den sie als „Brücke des Lebens“ bezeichnete und einen privaten Bereich als Rückzugsmöglichkeit zu achten. Sehr wichtig sei ihr immer eine ästhetische räumliche Gestaltung und auch ein Garten.

Ihr aus der Praxis heraus selbst entwickeltes Montessori-Material und die Bücher von Bianca Mattern konnten die Zuhörer nach dem Vortrag anschauen und ausprobieren. Inzwischen gibt es eine große Auswahl an speziell auf die Bedürfnisse von Senioren ausgerichtetes „Nonna Anna“-Material wie Sprichwortkarten, Essens-Material, Garten-Material usw., was sich zur Biografiearbeit und Aktivierung sowie zur Sprachförderung und -therapie sehr gut eignet.

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